Teil 3: [Narzisstische] Gruppendynamiken und der Sündenbock

Toxische & narzisstische Gruppendynamiken | Sündenbock | psychischer Missbrauch

Dieser Beitrag ist Teil 3 und wird das Thema Mobbing & narzisstisch angeführte Gruppendynamiken weiterführen.

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*** Schau dir gerne zuerst die ersten beiden Teile an, da alle Teile aufeinander aufbauen. 🙂

Dieser Beitrag ist Teil 3 und wird das Thema Mobbing & narzisstisch angeführte Gruppendynamiken weiterführen. Im ersten Grundlagenteil ging es vorwiegend darum, wie Gruppen grundsätzlich aufgebaut sind und zwar anhand des Modells der Rangdynamischen Positionen nach Raoul Schindler. Dies wurde bereits in Bezug zu narzisstisch angeführten Gruppen in Beziehung zum Sündenbock gesetzt. Teil 2 beschäftigte sich vorwiegend mit dem Thema Mobbing. Und dieser 3. Teil widmet sich den Bezügen zwischen Omegaposition und Sündenbock sowie dem Unterschied von Opfer und Opferhaltung.

Inhalte Teil 1:

  • Wie sind Gruppendynamiken organisiert und was ist „gesund“?
  • Loyalität für den Narzissten und Konflikte
  • Handlungsfähigkeiten des Sündenbocks
  • Mögliche Lösungskaskade (in allen 3 Teilen gleich)

Inhalte Teil 2:

  • Was ist Mobbing (und was nicht)?
  • Mobbing und die Gruppe / Dynamische vs. starre Gruppen
  • Gruppe vs. Masse
  • Gammas vs. Flying Monkeys & Enabler
  • Mögliche Lösungskaskade (in allen 3 Teilen gleich)

Kommen wir jetzt zu Teil 3 🙂

Der Unterschied zwischen Omega und Sündenbock

Der Omega ist in gesunden Gruppengefügen kein Opfer. Raoul Schindler beschreibt diesen Zwar als „Gegenspieler“ des Alpha, er ist aber erstmal keine Gefahr. Zwar kann er zur Gefahr werden, da er sich oft traut, Misstände tatsächlich aufzudecken und damit auch oft Führungspotenzial hätte, seine Position ist aber eigentlich eine der Gruppe Schutz bietende, da er die Art und Weise zum Gruppenziel zu gelangen anders hinterfragt und Schwierigkeiten eher sieht, als die anderen Gruppenmitglieder. Er hat entsprechend eine sehr wichtige Position, von der alle sehr profitieren können, wenn ein gruppenorientierter Alpha in der Lage ist, diesen als integriertes Gruppenmitglied zu sehen. Er hat irgendwie die Fähigkeit, sich nicht einfach mitreißen zu lassen. Und er ist dadurch in manipulativen Situationen erstmal auch nicht so manipulierbar, da er nicht automatisch der Gruppe folgt.

Integriert der Alpha aus welchem Grund auch immer den Omega nicht, kann es durchaus schnell passieren, dass die Gruppe den Omega als Störenfried auf dem Weg zum Gruppenziel ansieht, wodurch er bereits zu jemandem wird, dem als Einzelner eine Gruppe entgegensteht.

Der Omega kann dadurch schnell zum Sündenbock werden. Charakteristisch ist dann für ihn, dass er irgendwie anders als der Rest der Gruppe ist. Die Omegaposition als solches ist bereits irgendwie anders und darin ist sie auch sichtbar für alle. Die Mitglieder der Gruppe hingegen sind als Einzelne nicht auf diese Weise sichtbar. Die Gruppe bietet den einzelnen Gruppenmitgliedern einen Schutz vor der Sichtbarkeit als Einzelner. Unser menschliches Nervensystem ist rein biologisch gesehen bereits vorrangig genau darauf ausgelegt: auf Schutz des Einzelnen und das innerhalb der Gruppe. Genau aus diesem Grund gibt es ja soziale Konstrukte, wie Familie, Freundeskreise, Gemeinschaften jeder Art, um den einzelnen MItgliedern Schutz zu geben, den sie alleine nicht hätten. Und da wir soziale Wesen sind, ist es für uns schon fast überlebenswichtig, der Gruppe mitzulaufen. Und darüber lassen sich Gruppenmitglieder alleine bereits häufig steuern, obwohl ein viel besseres Ergebnis für alle erreicht werden könnte, wenn die Meinung eines Außenstehenden mit einbezogen werden würde.

Wir gehen hier gerade zudem von erwachsenen Menschen im Arbeitsumfeld aus. Mein Thema ist aber vor allem der narzisstische Sündenbockmissbrauch in dysfunktionalen, sehr stark narzisstisch geprägten Familiensystemen, in denen ein Kind nicht als Gegenspieler eines narzisstischen Elternteils angesehen werden kann. Kein normal-gesunder Erwachsener würde das so sehen. Narzissten sehen es aber so, was es für das ausgewählte Sündenbockkind ja gerade so hochtraumatisierend werden lässt und ihn in einen ständigen Überlebenskampf versetzt.

Gerade im narzisstischen Umfeld wird Menschlichkeit in unmenschliches Verhalten umgekehrt. Bei Narzissten ist sowieso sehr häufig alles ins Gegenteil zu einem normal-menschlichen Zustand verdreht.

Mobbing und der Sündenbock

Ich hatte ja den Ausgangspunkt von einer gesunden Gruppe, in der der Omega dadurch zum Sündenbock werden kann, dass er die Gegenposition zum Alpha einnimmt. Bei Mobbingsituationen – bspw. in der Schule, wo Schüler zu Mobbingopfern werden, haben wir es sehr häufig nicht mit Menschen zu tun, die in irgendeiner Form Gegenwehr leisten. Die Gegebenheiten alleine sprechen häufig grundsätzlich bereits dagegen. Häufig werden sie einfach aus Neid angegriffen, attackiert und schickaniert und über die bereits beschriebene Gruppendynamik dann ausgegrenzt.

Die Opfer werden in diese Omega- / Sündenbockposition hineingedrückt, oft ohne überhaupt jemals irgendwelche Kriterien eines Gegenspielers zum Alpha zu erfüllen, aber diesen Umstand vorzugeben, führt zur Legitimation des Mobbings und der Ausgrenzung. Bei Narzissten ist es so, dass sie durch die Projektion ihres Selbsthasses auf das Opfer, wo häufig einfach sehr viel Neid mit einspielt, z.B. weil das Kind sehr empathisch (und dadurch liebesfähig!) ist oder etwas einfach gut kann oder so aussieht, wie der Narzisst gerne aussehen würde oder es einfach eine Gefahr darstellt, weil es die Missstände sieht und auch irgendwann in der Lage sein würde, diese auszudrücken.

Versucht das Kind Grenzüberschreitungen abzuwehren, z.B. durch Wut – wofür Wut da ist – wird es unterdrückt und vorgeführt darin, diese Grenze zu setzen. Eine Taktik, um dem Kind die Sprache dafür zu nehmen, was es ehrlich zum Ausdruck bringt. Beschämung bringt das Opfer zum Schweigen. Meistens jedenfalls. Genauso wie die Verwirrungs- und Manipulationstaktiken, die ein Kind gar nicht erklären kann, wie zum Beispiel Gaslighting oder auch das Machtgefälle der Familienmitglieder dem Sündenbock gegenüber. Beispielsweise könnte über das Kind in seinem Beisein gesprochen werden, als wäre es nicht da und alle machen sich lustig: „Schau dir an, was dein Bruder da wieder macht. Kann nicht mal die Gabel richtig halten.“

Das Sündenbockkind in narzisstisch-geprägten Familiensystemen und die Geschwister

Es gibt ja viele Berater und Aufklärer, die sagen, dass die Geschwisterkinder des Sündenbockes manchmal auch solidarisch sind und selbst dadurch traumatisiert werden, dass sie die Schickanen mit ansehen müssen. Zudem wird behauptet, dass die Rollen innerhalb der Familie jederzeit wechseln können – also dass das Goldkind schnell zum Sündenbock werden kann.

Ich denke, dass hier mehrere Formen dysfunktionaler Familiensysteme miteinander in einen Topf geworfen werden. Einmal gibt es die traumatragende Familie – sei es aufgrund psychischer Krankheiten, Süchte, Gefängnisaufenthalte oder auch transgenerationaler Traumatisierungen und ähnliches. Hier kann meiner Ansicht nach aufgrund von beispielsweise Hilflosigkeit der Eltern tatsächlich der Mechanismus der psychologischen Erleichterung so stattfinden, dass irgendein Kind die Gewalt abbekommt, vorzugsweise ein bestimmtes Familienmitglied. Diese Familien haben auch Sündenböcke, die allerdings tatsächlich auch schneller mal wechseln können, da es um eine generelle psychische Erleichterung der Täter geht. Die Familie wird durch sowas aber sehr häufig eher zusammengeschweißt, da sie alle tyrannisiert werden. Und das ist auch in keinster Weise zu verharmlosen, denn auch hier kann es zu extremer Gewalt kommen und auch zu Suiziden usw. Und es kann durchaus sein, dass ein Familienmitglied eine schwere Suchtthematik hat und hier noch körperliche Gewaltbereitschaft mit Narzissmus, Sadismus und weiterem zusammenkommt. Und natürlich kann es auch sein, dass Eltern tatsächlich einfach nur überfordert sind oder dass auch Kinder tatsächlich mal eine Erkrankung haben, die viel Aufmerksamkeit von den Eltern benötigt. Aber in der Regel haben normal-gesunde Eltern einen Schutzreflex ihren Kindern gegenüber und würden es eher in Schutz nehmen. Das Verhalten ist ein anderes, als bei narzisstischen Eltern.

Mein Thema ist der Sündenbockmissbrauch und das damit einhergehende Verratstrauma der zum Sündenbock gemachten Menschen in narzisstisch geprägten Familiensystemen, in denen der Missbrauch vorwiegend psychisch erfolgt (kann begleitet werden von körperlichem und sexuellem Missbrauch, muss aber nicht) und dadurch weder dem Sündenbock geglaubt wird noch er sich überhaupt erstmal adäquat ausdrücken kann. Und in narzisstisch geprägten Familiensystemen haben wir es mit Merkmalen zu tun, die geprägt sind von:

  • der Projektion des Narzissten
  • von Narrativen um den Sündenbock, um ihn innerhalb der (erweiterten) Familie und im Außen zu diskreditieren
  • und innerhalb der Familie läuft viel Triangulierung ab, durch die die Goldkinder auf die Position des Narzissten gehoben werden und absichtlich ein Keil zwischen die Geschwister getrieben wird.

Durch diese Verhaltensweisen wird der Mobbingcharakter und die Isolation des Sündenbockes als ein minderwertiger Mensch vollzogen, bei dem die anderen Geschwister in der Regel – wie die Gruppe an Schülern oder Kollegen, in der gemobbt wird – sich Gründe zurechtlegen bzw. über den Narzissten zurechgelegt bekommen, warum diese Art der Behandlung des Sündenbockes völlig legitim ist. Und durch die Sichtbarkeit des Sündenbockes in seinem Opferdasein, wird er so derart beschämt, dass ihm die Möglichkeit des Hilfeholens schon fast völlig genommen wird. Denn keiner möchte sagen: Ich bin ein Opfer.

Zudem wird er zum Musterbeispiel für das, was theoretisch mit jedem passieren könnte, der nicht mitspielt und das will keiner. Auch den anderen Familienmitgliedern wird durch den Sündenbock eine psychologische Erleichterung zuteil, denn er alleine ist Schuld an allem und trägt die volle Verantwortung. Zudem gibt es ein Machtgefälle, in dessen UNsichtbarkeit und Legitimation Triebe ausgelebt werden können, die man normalerweise in gesunden und dynamischen Gruppen, in denen Regeln zum Schutz aller gelten, nicht hätte.

Der Unterschied zwischen einem tatsächlichen Opfer und der narzisstischen Opferhaltung

Wer sich nun ein bisschen mit Narzissmus auskennt, wird sich an dieser Stelle fragen, wieso manche Menschen immer das Opfer spielen – also entgegen dem, was ich gerade gesagt habe, dass kein Mensch als Opfer dastehen möchte, doch als Opfer dastehen möchten.

Wenn wir uns ein wahres Opfer ansehen, dann kann dieses niemals etwas dafür, zum Opfer gemacht worden zu sein. Das Problem, das wahre Opfer aber oft haben ist, dass Menschen das Gefühl in sich selbst nicht leiden können, selbst in eine Opfersituation geraten zu können, und in ihnen das Gefühl der Machtlosigkeit und der Angst auslöst. Wenn jmdm. die Handtasche oder das Fahrrad geklaut wird, wird derjenige häufig erstmal gefragt, ob er vielleicht nicht richtig aufgepasst hat, oder ob er das Fahrrad auch wirklich sicher angeschlossen hätte. Vergewaltigungsopfer werden gefragt, ob sie vielleicht einen zu kurzen Rock getragen hätten oder ob sie vielleicht einen zu unsicheren und dunklen Nachhauseweg gewählt hätten. Das nennt man Victim blaming. In dem Moment muss das Opfer sich rechtfertigen und sich fragen, ob es selbst eine Mitschuld an der Tat hat, anstatt die Situation zu sehen, wie sie tatsächlich ist: Es gab eine Straftat, für die alleine der Täter verantwortlich ist. Das Opfer wird dadurch sehr beschämt. Und in der Coachingszene gibt es auch so Ratschläge, wie:

  • „Du musst dir selbst verzeihen.“
  • Oder: „Verzeihe dem Täter, denn mit deinem Groll schadest du dir nur selbst.“
  • Oder: „Übernimm endlich die Verantwortung für dein Leben. Du kannst doch nicht das ewige Opfer sein.“

Krass, was man Opfern von Missbrauch nicht alles abverlangt, oder?!

Die narzisstische Opferhaltung

Jetzt wissen wir aber, dass vor allem verdeckte Narzissten immer das Opfer spielen. Warum kommen die damit durch, obwohl sie ja genau kein Opfer sind?

Die Opferhaltung an sich ist bereits von mehreren manipulativen Nebentaktiken begleitet. Sie funktioniert in etwa wie folgt. Wir gehen direkt auf das Beispiel mit einem Sündenbockkind ein, denn daran wird direkt die Täter-Opfer-Umkehr klar:

  • Der Narzisst behauptet, das Sündenbockkind sei irgendwie falsch, krank, aggressiv, schwer erziehbar oder ähnliches (negatives Narrativ über den Sündenbock).
  • Er behauptet zudem, selbst alles für dieses Kind getan zu haben, was in seiner Macht steht, und sich leider nun keinen Rat mehr wisse. Es handelt sich dabei um eine Lüge, denn in der Realität werden Sündenbockkinder auf die eine oder andere Art und Weise schwer vernachlässigt, vor allem emotional. Dennoch löst diese Aussage im Gegenüber keine Abwehr aus, sondern Mitgefühl dem Narzissten gegenüber. Denn derjenige sagt damit, er habe sich sehr bemüht, geradezu aufgeopfert, selbst Nachteile in Kauf genommen, um Lösungen zu finden, und schafft es aber einfach nicht, gegen das kranke / böse / schwer erziehbare Kind durchzukommen. Er wird dadurch zu jmd., dem man bei der Lösung irgendwie helfen und den man unterstützen möchte, da er nicht einfach nur sagt „Ich bin ein Opfer“.
  • Das Opfer wird gleichzeitig als Täter dargestellt: OBWOHL der Narzisst sich so viel Mühe mit ihm gibt, dankt es ihm der Sündenbock nach seinen Aussagen nicht. Der Narzisst wird dadurch augenscheinlich ein Opfer des Sündenbocks! Wer genauer hinschaut sieht, müsste sich aber die Frage stellen, ob es tatsächlich sein kann, dass erwachsene Eltern immer das Opfer eines zehnjährigen Kindes sein können… Es ist meiner Ansicht nach immer sehr verdächtig, wenn Eltern bei Dritten über eines ihrer Kinder schlecht reden und es als irgendwie krank oder gestört hinstellen – oder auch, wenn das Kind älter ist, bei irgendwelchen Leuten über die finanziellen, gesundheitlichen oder partnerschaftlichen Probleme herziehen. Natürlich im Vertrauen… Normalgesunde Eltern tun das nicht, selbst wenn das Kind tatsächlich Beeinträchtigungen hat – schon gar nicht dann! Sowas hat nur einen Zweck: Zufuhr (also Anerkennung) zu bekommen.
  • Oft stellen sich narzisstische Eltern noch während sie über das Sündenbockkind mit irgendeinem Nachbarn lästern selbst so dar, als hätten sie nicht nur alles getan und als wäre das Sündenbockkind nicht nur der Täter, sondern auch als wollten sie das Kind schützen. Das können zum Beispiel Aussagen sein, wie: „Mein Sohn hat xy gemacht, aber was soll ich tun? Ich kann ihn ja nicht anschwärzen.“ Genau genommen tut derjenige es aber gerade mit dieser Aussage bei irgendwelchen Leuten und noch dazu häufig mit 10% Wahrheit und 90% Lüge…
  • Der x-beliebige Nachbar, bei dem der narzisstische Elternteil gerade alles andere tut, als sein Kind zu schützen, springt vielleicht unbewusst auf den Zug auf und verschafft sich durch die Lästereien selbst psychologische Erleichterung. „Endlich ist jemand da, auf den man gemeinsam mit dem Finger zeigen kann – und wenn der Elternteil schon nicht zu dem Kind hält, dann kann mit dem Kind ja schließlich etwas nicht stimmen, denn Eltern lieben ihre Kinder ja immer…….“. Leider nein! Gerade Kinder sind für Narzissten gern gesehene Opfer, denn sie können sich nicht wehren. Daran sieht man als normal-gesunder Mensch, wie krank und innerlich zurückgeblieben Narzissten tatsächlich sind, denn normal-gesunde erwachsene Persönlichkeiten sind sich ihrer Schutzfunktion Schwächeren gegenüber bewusst.
  • Vielleicht ahnt der Nachbar aber auch unbewusst schon, dass es nicht normal ist, wenn jmd. über sein Kind im Außen ablästert, will sich aber nicht einmischen und hilft dem Kind nicht oder sagt nichts gegen die narzisstischen Lästereien, was in ihm ein Schuldgefühl auslöst und darüber distanziert er sich von der Familie – und fällt als Unterstützung für das Kind dadurch weg.

Gerade verdeckte Narzissten wollen supportet werden. Über die genannten Mechanismen stellen sie sich so hin, dass das Mitgefühl der Menschen um sie herum greift und sie bekommen, was sie brauchen: Zufuhr, gepaart mit Macht- und Kontrollgefühl. Es handelt sich, wie oben schonmal ganz grob geschildert, um eine sehr geschickte Manipulation, die wir inhaltlich in einem gesonderten Beitrag noch genauer betrachten werden.

Mögliche Lösungskaskade

* Diese ist in allen 3 Teilen gleich, da ich keinen der 3 Teile ohne Handlungsimpulse belassen wollte. Nur, damit du dich nicht wunderst. 🙂

Wenn du selbst in einer solchen Situation gerade bist oder bereits warst, vielleicht sogar als Sündenbockkind in einer sehr narzisstisch geprägten Familie aufgewachsen bist, könnte eine mögliche Lösungskaskade folgende Punkte beinhalten:

  • Eine Akutbegleitung in Form der Telefonseelsorge, eines Klinikaufenthaltes (je nachdem, wie schwer die Folgen für dich aktuell sind), oder auch ein traumasensibles Coaching (in dem nicht in die Tiefe gegangen wird, sondern Stabilisierungsübungen und ein verständnisvolles, offenes Ohr angeboten wird).
  • Traumatherapie, spezialisiert auf Narzissmusopfer oder Bindungs- und Entwicklungstraumata. Informiere dich bei dich bei deiner Krankenkasse über mögliche Therapieangebote. Selbstzahler können auch – häufig sogar schneller – zu einem Heilpraktiker für Psychotherapie gehen, bzw. die Zeit bis zum Therapiestart dort überbrücken.
  • Du kannst die Situation jederzeit so gut wie möglich verlassen – den Job wechseln oder den Kontaktabbruch in Erwägung ziehen, was jedoch nicht immer sofort der sinnvollste Weg ist. Nimm dir gerne eine Beratung an die Seite, wenn nötig, um für dich die beste individuelle Lösung zu finden.
  • Zudem würde ich die Situationen inkl. Datum, Uhrzeiten, Umständen und beteiligten Personen immer so genau wie möglich dokumentieren.
  • Journaling ist eine gute Hilfe, um akut Emotionen zu verarbeiten und auch langfristig regulierter zu bleiben – welche Gedanken und Körperempfindungen hast du gerade? Es ist wichtig, dass das nicht verloren geht, um mit der Zeit immer besser, adäquater und gesünder für dich sorgen zu können.
  • Dich sehr gut und wohlwollend auch ansonsten um dich kümmern, z.B. Yoga machen, mit deinem Haustier kuscheln, Freunde treffen, Sport machen, ein schönes Bad nehmen usw.
  • Und vergiss nicht, genug zu trinken, zu essen und zu schlafen, wenn möglich. Wenn das Nervensystem in Panik und Übererregung läuft, vergessen wir häufig, gut auf uns zu achten.

Solltest du selbst betroffen sein von psychischem Missbrauch / Mobbing, dann hole dir bitte unbedingt wohlwollende Unterstützung an die Seite von jmd., der sich mit der Thematik auskennt und dir auch das Gefühl geben kann, dass du bei demjenigen gut aufgehoben bist. Du solltest eine gute Psychoedukation – auch bzgl. möglicher Vorgehensweisen mit solchen Menschen, die das tun und Regulationstechniken – erhalten können, um aus einer solchen Situation so schnell wie möglich heraus zu kommen. Denn auch starke Menschen mit einem gefestigten Umfeld können unter Mobbing sehr leiden und psychische oder körperliche Schwierigkeiten bekommen. Du bist nicht alleine!



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Literaturquellen

Röck-Svoboda, Waltraud (Mag.): Das rangdynamische Positionsmodell nach Raoul Schindler – aus gruppen- und organisationsdynamischer Sicht, 1993;

Download: https://www.roeck-svoboda.at/app/download/10946447373/DAS+RANGDYNAMISCHE+POSITIONSMODELL+nach+R.+Schindler_SKRIPTUM+2014+.pdf?t=1544380767 [letztmalig abgerufen am 22.09.2024].

Gini, Gianluca: Bullying as a Social Process: The Role of Group Membership in Students Perception of Bullying and Sense of Safety, Journal of School Psychology, 2006 (Verweis auf Salmivalli, C., Lagerspetz, K., Björkqvist, K., Ö sterman, K., & Kaukiainen, A. (1996). Bullying as a group process: Participant roles and their relations to social status within the group. Aggressive Behavior, 22, 1 – 15.).

Keller, Irmtraud Bräunlich: Mobbing am Arbeitsplatz – wie wehre ich mich? (S.14-15). Beobachter-Edition / Kindle Version, 3. überarbeitete Auflage, 2017, Ringier Axel Springer Schweiz AG (2006).

Kolodej, Christa: Psychologische Selbsthilfe bei Mobbing: Zuversicht, Vertrauen, Veränderung (essentials), Springer Fachmedien Wiesbaden. Kindle-Version, 2018.

Le Bon, Gustave: Psychologie der Massen: Sozialpsychologie (S.29). Musaicum Books. Kindle-Version.

Wikipedia-Eintrag zum Thema „Mob“: https://de.wikipedia.org/wiki/Mob [zuletzt abgerufen 03.11.2024].

Bildquelle

4117354 | canva Pro | pixabay


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