„Schusseligkeit“ kann man lernen!
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25. April 2022Triangulierung | Triangulation bei Kindern.
Eigentlich stammt der Begriff aus der Psychoanalyse und umschreibt den Abnabelungsprozess des Kindes von der Mutter über den Vater. Das Kind muss sich allerdings dadurch nicht von der Mutter abwenden oder sich gegen sie stellen, sondern es lernt nur, dass es auch eine Welt außerhalb der mütterlichen Fürsorge gibt.
In Bezug auf Manipulation wird Triangulation hingegen eindeutig negativ verwendet, um durch Verbündung mit Dritten durch die toxisch motivierte Person Druck auf das kindliche Opfer auszuüben, es auszuschließen oder von den Verbündeten abzugrenzen bzw. abgrenzen zu lassen, und es zu diffamieren oder andere Ziele zu erreichen.
Triangulierung wird in toxischen Familien bereits bei Kindern angewendet, indem man das Kind für alles verantwortlich und zum Sündenbock macht.
Bei mehreren Kindern könnte auch ein Kind zum Sündenbock gemacht werden und das / die andere/n Kind/er werden bevorzugt (die sog. „Goldkinder“). Sie werden zu „Eingeweihten“ eines oder beider Elternteile gegen das Sündenbock-Kind gemacht.
Die „Goldkinder“ werden dadurch häufig auf die Elternebene gehoben, um auf den Schultern des Sündenbocks das abzuladen, was innerhalb der Familienstruktur sonst nicht bewältigt werden kann. Die Rollen können je nach Zweck auch wechseln. Es können auch Kinder von einem Elternteil gegen den anderen aufgehetzt werden (sehr häufig!).
Was der Sündenbock aushalten muss, kann relativ schnell als etwas enttarnt werden, was unglaublich traumatisierend ist. Ein Goldkind zu sein ist dabei genauso problematisch, wie zum Sündenbock gemacht zu werden, auch wenn man vielleicht auf den ersten Blick denkt, dass das Goldkind mehr Glück hatte. Es wird über die Opfer- & Dankbarkeitschiene in den toxischen Familienstrukturen festgehalten. Oft gelingt es den Sündenböcken eher, die Fänge der toxischen Familie früh zu verlassen, wodurch aber die Tortur im Leben nicht zwangsläufig aufhört, denn man zieht an, was man zu Hause in der Kinderstube beigebracht bekommen hat..
Manipuliert und traumatisiert werden alle. Das eingeweihte bzw. bevorzugte Kind steht noch dazu immer zwischen zwei Stühlen und muss sich immer gegen jemanden stellen.
Da es hier nicht um Liebe und Schutz geht, sind die Kinder stets alle im Kampf um Liebe, Aufmerksamkeit und Zugehörigkeit.
Zusätzlich wichtiges Stichwort: Parentifizierung.
Triangulierung / Triangulation in Partnerschaften
In Paarbeziehungen ist es meistens so, dass der toxisch motivierte Partner den anderen durch eine oder mehrere dritte Person(en) „ins Aus“ schiebt. Bspw. hält sich der toxische Partner nie an Vereinbarungen, kommt immer zu spät, wertet den anderen ab etc. Wenn der/die Betroffene dann sauer wird, ist eine dritte Person da und bekommt mit, wie er / sie sich aufregt.
Da dies häufiger passiert (denn es wird ja strategisch und mit voller Absicht so veranlasst), sieht die dritte Person immer öfter die schlechte Laune oder das Ärgern des Betroffenen über den Manipulator. Der toxische Partner muss dann nur mit abwertenden Gesten oder wenigen Worten die dritte Person in die „richtige“ Richtung drücken – „hat psychische Probleme“, „ist doch nicht ganz richtig im Kopf“, „rastet immer grundlos aus…“ usw. Dadurch kann das Opfer des toxischen Spieles als krank oder hysterisch in der Außenwelt dargestellt werden.
Der/die Betroffene wird so allerdings schnell zum Opfer gleich mehrerer Personen, da es meistens nicht bei der entstehenden Verachtung dieser einen dritten Person ihm / ihr gegenüber bleibt, sondern auf das gesamte Umfeld ausgeweitet wird. Die dritte Person wird als Zeuge herangezogen den Personen im weiteren Umfeld gegenüber. Die Personen im Umfeld werden dadurch ebenfalls manipuliert und unwissend zu den sog. „Flying Monkeys“.
Vor einem Zusammentreffen wird das Opfer in irgendeiner Weise verunsichert oder verärgert etc., was in der Gruppe durch irgendeine Randbemerkung beim Betroffenen eine Reaktion hervorruft, die nur das Paar selbst verstehen kann, nicht aber die Außenstehenden. Derjenige, der strategisch manipuliert, bekommt die dritten Personen dann dazu, dass diese das Opfer von sich aus ausschließen, und nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen, da es sich in deren Augen unangemessen / aggressiv / psychisch krank etc. verhält.
Danach wird wieder gehoovert: „Schatz, das bildest du dir ein, die mögen dich doch alle, ich liebe dich doch…“. Das Opfer möchte ihm glauben, merkt aber, dass es nicht stimmt, kann es nicht in Worte fassen. Es bezieht die Schuld auf sich, bestätigt sich selbst, dass es ggf. stimmt, dass es sich zu häufig aufregt, gaslightet sich dadurch selbst usw.
Heftige Schuld- und Schamgefühle sind Folgereaktion beim Opfer, die erst nachvollziehbar werden, wenn das Puzzle zusammengesetzt werden kann. Deshalb an dieser Stelle erneut der Aufruf: Werde nicht unbeabsichtigt zum Flying Monkey. Hole dir Unterstützung, wenn du betroffen bist. 🧡
Triangulierung / Triangulation durch eine*n Rival*in
Bei der Triangulierung geht es also grundsätzlich um Dreiecksbeziehungen, bei denen Dritte eine Funktion gegen den / die Betroffene*n von Manipulation und Abwertung einnehmen. Diese Dreiecksbeziehung kann mit allen möglichen Personen stattfinden, bspw. mit Freunden, anderen Personen aus dem Umfeld und auch bei Kindern in Bezug auf ihre Geschwister oder den anderen Elternteil (s. o.), meist um dem Opfer seine Machtlosigkeit aufzuzeigen und es innerlich immer weiter zu destabilisieren, um Macht auszuüben.
Ein weiterer hervorzuhebender Fall ist meiner Ansicht nach die Triangulierung mit einer Person, die eine*n nachfolgende*n potenzielle*n Partner*in bzw. Rival*in darstellen könnte oder dies bereits ist – der / die sogenannte „Next“. Auch hier wird manchmal einfach damit gearbeitet, anderen hinterher zu schauen, das Handy beim Schreiben von Nachrichten komisch zu verdecken oder direkte Nettigkeiten über andere auszusprechen, um Eifersucht zu schüren und diese beim Opfer hochzuhalten, ohne dass wirklich jmd. anderes da ist.
Sehr häufig geht der toxische Partner aber tatsächlich fremd und ist oft dann ganz plötzlich einfach weg. Das alles ruft bei dem/der Betroffenen in der Regel extreme Eifersucht, Verlustangst, Machtlosigkeit und Selbstzweifeln hervor und zeigt auf, dass jederzeit „Ersatz“ folgen kann.
Häufig entsteht dadurch beim Betroffenen der Wunsch, dass alles „wieder gut“ wird und wünscht sich, dass der toxische Part irgendwann „versteht, was beide aneinander hatten und wieder zurückkommt“. Das tut derjenige häufig sogar auch, oft nach Monaten, wodurch er / sie nur noch mehr Macht bekommt, wenn das Opfer der Manipulation denjenigen wieder zurück nimmt (Stichwort „Hoovering“).
Triangulierung repräsentiert die Macht desjenigen, der die Manipulation anwendet, da er dadurch den / die Betroffene*n absichtlich emotional verletzt. Es geht hier also nicht darum, dass sich beide einfach gefühlsmäßig voneinander entfernt haben und der andere Partner sich schlicht in eine*n andere*n verliebt hat. Es geht darum, mit einem weiteren „Opfer“ den / die Betroffene absichtlich emotional zu erniedrigen, um Macht auszuüben.
Der / die sogenannte „Next“ wird selbst zum Betroffenen von psychischem Missbrauch.