Wissen Narzissten, dass sie Narzissten sind?
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Einleitung
Mein Hauptthema ist der (Sündenbock-) Missbrauch in sehr stark narzisstisch geprägten Familiensystemen. In narzisstischen Familien ist alles auf die Bedürfnisse des Narzissten ausgerichtet und allen anderen wird viel abverlangt, da ihre Bedürfnisse zweitrangig oder gar ganz irrelevant sind. Mir liegen vor allem die Sündenbockkinder sehr am Herzen, was aber nicht heißt, dass es den anderen Kindern besser gehen muss.
Psychischer Missbrauch – gerade an Kindern – ist ein schwieriges Thema, bei dem es um sehr viel geht. Zum einen geht es um Kindeswohl und darum, das Wissen zu haben und zu erkennen, wann ein Kind Hilfe von außen braucht, um psychische, körperliche und emotionale Schäden zu verhindern, wenn primäre Bezugspersonen, mit denen es zusammenlebt – in der Regel die Eltern oder ein Elternteil, manchmal auch Großeltern oder seltener auch Erzieher in Heimen, sich inadäquat, vernachlässigend und schädigend einem Kind gegenüber verhalten. Das gilt auch dann, wenn keine körperlichen Blessuren erkennbar sind, sondern man Kindern an ihrem Verhalten anmerken würde, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Auch Erzieher*innen und Lehrer*innen oder andere Aufsichtspersonen können Kindern schaden. Was beispielsweise wir alle aus Schulzeiten kennen ist die Beschämung einer Lehrerin oder eines Lehrers einem Schüler / einer Schülerin gegenüber vor der gesamten Klasse. Kommt so etwas einmal vor und das Kind wird von einem Elternteil adäquat in der Schule vertreten, mag alles in Ordnung sein. Kommt es zu dauerhaften Beschämungen, denn auch innerhalb der Klasse und auch anderen sozialen Gruppen können Sündenbockthematiken greifen, dann kann auch das zu dauerhaften Schädigungen dieses Kindes führen.
Auf der anderen Seite hängt Vieles auch von der Sichtweise ab, die man von außen hat und die total verfälscht sein kann – z.B. durch den individuellen Horizont und Erfahrungen des Betrachters oder wenn dieser nur gelegentlich etwas mitbekommt, wie z.B. familiäre Spannungen und er / sie denkt, das müsse man doch anders klären. Hier können Menschen von außen durch den Eingriff und Unterstellungen extrem übergriffig sein und genau dadurch großen Schaden anrichten. Man möchte Eltern entsprechend nichts Böses unterstellen, sie öffentlich diffamieren. Leider arbeiten aber genau missbräuchliche Personen genau mit dieser Unsicherheit, was Kindern, die tatsächlich von Gewalt betroffen sind, die Möglichkeit der Hilfe entzieht. Es scheint sich ein Teufelskreis zu eröffnen, der schwer zu durchbrechen ist, vor allem bei psychischem Missbrauch, der eben keine körperlichen Verletzungen hinterlässt, die abfotografiert und dokumentiert werden können. Deshalb sind Definitionsgrenzen in der Forschung festgelegt, auf die ich hier aber nicht unbedingt eingehen möchte, da das den Rahmen sprengt und bei Interesse gerne nachgelesen werden kann.
Kinder sind grundsätzlich bei ihren Eltern am besten aufgehoben. Normalgesunde Eltern lieben ihre Kinder in der Regel instinktiv. Es ist in meinen Augen die größte und reinste Form von Liebe, ein Wunder, ein absolutes Geschenk, wenn man eigene Kinder haben darf, und nicht mit einer Liebe zu anderen Menschen vergleichbar. Und auch gibt es hier und da mal Konflikte. Es ist auch nicht alles „Sonnenschein“ im Alltag. Es ist anstrengend, ein Kind / Kinder großzuziehen und die Verantwortung für einen anderen Menschen zu haben. Und dennoch ist es meiner Ansicht nach mit das Schönste auf der Welt. Und doch gibt es Eltern, auf die das nicht zutrifft. Jedoch gibt es auch hier wieder unbedingt zu beachtende Abstufungen und sehr große Unterschiede, wenn Kinder nicht gewollt oder nicht angenommen werden. Mir geht es hierbei um die Differenzierung zwischen z.B. psychischen Erkrankungen, bei denen Eltern nicht so können, wie sie eigentlich wollen, sich aber helfen lassen, um für ihre Kinder (irgendwann) adäquat sorgen zu können, und Eltern, die ihre Kinder sehenden Auges (psychisch) quälen und bei denen die eigenen Kinder in schwerer Gefahr sind, da die körperliche, emotionale oder psychische Unversehrtheit oder die Grundversorgung aus purem Egoismus nicht gewährleistet ist.
Es darf niemand einfach beschuldigt werden, jemanden absichtlich krank zu machen, und natürlich können Erkrankungen multifaktorielle Ursachen haben. Im Zweifel ist die Bewertung von so etwas auch Aufgabe eines Gerichts. Und natürlich ist es auf der einen Seite auch sinnvoll, nicht einzelne Störungsbilder bestimmten Verhaltensweisen von Familienmitgliedern bzw. primären Bezugspersonen zuzuordnen, um eben ungerechtfertigte Beschuldigungen nicht entstehen zu lassen und der individuellen Dynamik und multifaktorielle Ursachen für ein Krankheitsbild auch zuzulassen. Es geht mir hier nicht um eine Grundsatzfrage – also um die Behauptung, dass bestimmte psychische Erkrankungen immer entstehen müssen, wenn xy passiert. Allerdings zeigen Studien sehr klar einen Zusammenhang von Dysfunktionalitäten in Familien und der Psychopathologie von Kindern. Und gerade auch die ACE-Study, auf die ich auch schon in anderen Beiträgen eingegangen bin zeigt, dass eine relativ hohe Prozentzahl an psychischen, aber auch körperlichen Erkrankungen und weiteren negativen Folgen auf tramatisierende und nicht adäquat aufgefangene Erlebnisse in der Kindheit zurückgeführt werden können. Und wenn man das weiß, kann man das Leid auf allen Seiten mildern und in vielen Fällen wahrscheinlich auch ganz auflösen.
Das Thema ist äußerst komplex und ich möchte mit einem solchen relativ kurzen Beitrag nicht den Anschein erwecken, dass ich diese Komplexität reduzieren möchte. Ich erhebe allerdings zeitgleich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da ich gerne mit solchen Artikeln einen Beitrag zur Aufklärung geben möchte. Ich möchte auch nicht den Eindruck erwecken, dass alle Krankheitsbilder sich auf die Unfähigkeit von Eltern und Traumata reduzieren lassen, denn die meisten psychischen Erkrankungen haben eine komplexe Ursache. Auch möchte ich niemandem die Schuld geben für Umstände, für die man nichts kann und an deren Lösung man arbeiten möchte. Wir alle sind Menschen und wir alle machen Fehler oder sind mal überfordert.
Was wir immer im Blick behalten sollten ist eben genau das, dass Menschen individuell und komplex sind, genauso wie Systeme, die aus Menschen gebildet werden. Menschen sind individuell, dynamisch, beeinflussen sich gegenseitig und verändern sich. Und ich denke, wir fahren am besten, wenn wir grundsätzliches Wissen haben, aber gepaart mit unserer Intuition zu dem, was Menschlichkeit bedeutet und nicht von irgendwelchen Idealzuständen ausgehen und Menschen oder Systeme an theoretischen Idealen messen. Nicht alles lässt sich systematisieren und theoretisieren. Doch wir alle wissen, was menschlich ist und wann es unmoralisch wird und krank macht. Und mir geht es darum, die Menschen erkennbarer zu machen, die das sogar sehr genau wissen und mit voller Absicht aus Eigennutz eines ihrer Kinder (psychisch) quälen.
Ich möchte hier also niemanden persönlich angreifen oder die Schuld für eine Erkrankung – z.B. an den eigenen Kindern – geben. Ich möchte zum Mitdenken anregen und wer es ehrlich und gut meint mit seinen Schutzbefohlenen, der achtet auf eine wohlwollende und lösungsorientierte Atmosphäre und ist hin und wieder an Inspiration dazu vielleicht auch interessiert. Immer wieder erlebe ich genau das Gegenteil: Eltern lassen sich über ihre Kinder in der Öffentlichkeit aus, tragen vor, wie schwierig diese seien und erzählen jedem x-beliebigen Nachbarn oder Kollegen davon, dass die Tochter ja in der Psychiatrie sei wegen ihrer Essstörung, oder dass der Sohn mit seinem ADHS ja so schwierig sei, man aber natürlich alles dafür tue, dass es dem Kind gut gehe, sich regelrecht aufopfere und gar nicht mehr wisse, was man denn noch tun solle (Übrigens die Antwort darauf ist: Unterstützung suchen, z.B. eine Familientherapie). Bei Jugendlichen oder jungen erwachsenen Kindern werden dann vielleicht die finanziellen oder partnerschaftlichen Schwierigkeiten oder sogar irgendwelche Geheimnisse, die aus dem Tagebuch ausspioniert worden sind, öffentlich thematisiert. Für mich bedeutet diese Elternlästerei über die Kinder im Außen genau das Gegenteil von Schutz und Sicherheit und ist in meinen Augen schon ein Indiz dafür, dass bei den Eltern etwas sehr schief läuft. Wenn es um eine Erkrankung geht, die sich in einem wohlwollenden Umfeld entwickelt, denke ich, dass dies allerhöchstens die nächsten Menschen wissen, wie engste Familien- und Freundeskreismitglieder. Da liegt meiner Ansicht nach ein imenser Unterschied…
Und man muss auch dazu sagen, dass nicht jedes dysfunktionale Verhalten von Erwachsenen ihren Kindern gegenüber unbewusst und ungewollt abläuft, auch wenn es vielleicht oft so ist. Herabsetzungen, Diffamierungen, das Erfinden eines negativen Narratives, Vernachlässigung und das Abwälzen grundsätzlich erwachsener Verantwortungsbereiche läuft beispielsweise bei stark narzisstisch gestörten Menschen häufig sogar sehr bewusst ab. Und wo Kinder extrem Kompensieren müssen, um überhaupt überleben zu können, unterstelle ich bewusste Böswilligkeit, vor allem dann, wenn man sich als Erwachsener keine Hilfe holt und sehenden Auges (psychischen) Missbrauch betreibt.
Demgegenüber stehen Menschen, die sich selbst die Schuld geben an Erkrankungen anderer im System und nichts dafür können. Eine Diskrepanz, die sich – wie ich finde – nur gesamtgesellschaftlich lösen lässt, beispielsweise mit besserer Schulung des Fachpersonals (Erzieher / Lehrer etc.), mit besserer Aufklärung innerhalb der Gesellschaft, mit Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen (denn mit Stigmatisierungen arbeiten auch Narzissten gerne) und mit Entstigmatisierung von schwerwiegenderen Problemen innerhalb von Familien, denn nur, wenn sich diese helfen lassen, und es hierfür Angebote gibt, ist auch den Kindern geholfen, die in ihre Familien gehören, wo immer das möglich ist. Und dass wir wegkommen von der Stigmatisierung von Kindern als „schwierige Kinder“, wenn sie nicht funktionieren, wie unser System oder wir als Erwachsene das wollen – und wo möglich die ganze Familie einbezogen wird, um einen adäquaten Umgang mit potenzieller Gewalt und Vernachlässigung zu finden. Hier sei nochmals der Hinweis auf die ACE-Study gegeben und damit in Zusammenhang stehende Projekte in Amerika (Quellen s.u.).
Funktionale Familiensysteme
Nachdem dieser Rahmen geklärt ist, kommen wir jetzt zum eigentlichen Thema, bei dem ich gerne zunächst ein paar Worte zu „funktionalen Familien“ sagen möchte, um auf dieser Basis verstehen zu können, was „dysfunktionale“ und was „dysfunktionale, sehr stark narzisstisch geprägte Familien“ sind, auch wenn wir in der Regel dazu ja schon eine gewisse Vorstellung haben. Übrigens wissen wir alle – auch kleine Kinder – schon sehr gut, was ok ist und was nicht, und die ganze Aufklärung ist nicht deshalb nötig, weil wir das nicht wüssten, sondern weil wir Dinge beschreiben und in Worte fassen können müssen, um Hilfe zu holen, mehr Hilfsangebote zu schaffen und bestimmte Dinge zu entstigmatisieren, die Missbrauch überhaupt erst möglich machen.
Also. Eine funktionale Familie erfüllt verschiedene Aufgaben, die den Schutz des Einzelnen, der Familie als Ganzes und der größeren Gemeinschaft, wie der weiteren Familie und vielleicht auch des engeren Freundeskreises oder im weiteren Sinne gar der Gesellschaft im gemeinschaftlichen ZUsammenleben gewährleisten soll. Der Fokus liegt auf der Kernfamilie – Erwachsene (Mutter / Vater / andere Bezugspersonen) und Kind / Kinder usw. (alles, was ich schreibe, ist geschlechterunabhängig zu lesen). Systemtheoretisch sprechen wir von (theoretischen) Systemen, die in Subsysteme unterteilt werden, aber wiederum auch Teil anderer Systeme sein können, wodurch auch auf Bedingungen in der Umgebung eingegangen wird, also bspw. soziale, kulturelle und gesellschaftliche Umstände.
So sollten beispielsweise alle Personen des einzelnen Familiensystems zunächst ihre Grundbedürfnisse erfüllt sehen – und zwar in Hinblick auf ein (warmes) Zuhause, auf genug zu essen, zu trinken, gesundheitliche / medizinische Versorgung (sowohl körperlich und emotial als auch psychisch) und Kleidung. Die Familie sollte in jeder Hinsicht Halt und Schutz bieten und sowohl körperliche, emotionale als auch psychische Unversehrtheit in einer gemeinschaftlichen und wohlwollenden Atmosphäre gewährleisten, in der Kinder altersgerecht und mit Lebensqualität aufwachsen können.
Kinder lernen normalerweise direkt nach der Geburt, dass sie gefüttert werden, wenn sie Hunger haben, dass die Eltern kommen, wenn es schreit, dass die Windeln gewechselt werden, wenn sie voll sind. Zudem lernen sie Nähe und dadurch, dass die Eltern sie adäquat spiegeln, also wenn das Kind im Arm liegt und weint, sie auch einen angemessenen Gesichtsausdruck haben und dem Kind helfen, dass es sich wieder wohlfühlt (emotionale Regulierung). Das Kind lernt über die Zuwendung der Eltern, sich emotional zu regulieren, es lernt seine Bedürfnisse und die Bedürfnisse der übrigen Familienmitglieder ernst zu nehmen und zu würdigen, da es mitkriegt, dass auch die anderen Mitglieder versorgt werden. Auch lernt es, dass es Konflikte gibt, und dass diese besprochen und geklärt werden, und dass es sich zur Situation aus seiner Sicht äußern (und sich dadurch vertreten und für sich einstehen) darf. Es lernt, dass sich die Starken um die Schwachen kümmern und das System bei Gefahr von außen zusammenhält, um für alle Schutz und Sicherheit zu gewährleisten.
An dieser Stelle übrigens ein Querverweis dazu, dass immer noch viele Menschen denken, man müsse Kinder schreien lassen, da sich dadurch die Lungen kräftigen, oder man müsse sie ins Zimmer schicken und ignorieren, wenn es Konflikte gibt oder das Kind wütend wird: Das sind Dinge, die die schwarze Kriegspädagogik von Johanna Haarer hervorgebracht hat und nichts damit zu tun hat, eine funktionierende Gesellschaft mit starken Menschen hervorzubringen. Sondern das Gegenteil ist der Fall.
Zurück zur funktionalen Familie: Kinder lernen in funktionalen Familien auch, dass sie nicht immer die volle Aufmerksamkeit der Eltern haben können, da diese sich auch um andere Familienmitglieder oder alltägliche Dinge kümmern müssen, z.B. einem Beruf nachgehen. In dieser Zeit sorgen die Eltern dafür, dass die Kinder dennoch anderweitig gut untergebracht und beschützt sind. Und auch brauchen Eltern mal Zeit nur für sich alleine oder für sich als Paar. In der Freizeit verbringt eine funktionale Familie regelmäßig und gerne auch Zeit miteinander, wenngleich auch Zeit einzeln und mit Freunden verbracht wird. Kinder dürfen sich altersentsprechend mit Freunden treffen – ob in der anderen Familie oder bei sich selbst zu Hause. Talente der Kinder werden gefördert oder zumindest respektiert.
Auch werden Werte vermittelt, die dem Kind die Welt außerhalb dieses Familiensystems zugänglich machen. Das Kind darf an Geburtstagen, Hochzeiten und Beerdigungen oder anderen wichtigen Familien- und Dorf-/Stadtfesten teilnehmen. Es bekommt also auch mit, wie man sich nicht nur im eigenen kleinen Familiensystem bewegt, sondern auch gesellschaftlich, wenn es sich in Betreuungseinrichtungen, dem Kindergarten / der Schule oder zu Besuch bei Freunden befindet.
Kinder lernen auch innerhalb der Familie gesellschaftliche Normen und Regeln, dass sie sich an Gesetze halten sollen und niemand anderem Schaden zufügen, dass sie dieses aber auch von ihrer Umwelt sich selbst gegenüber erwarten dürfen. Ein Kind lernt, sich als vollwertiges Wesen zu identifizieren mit einer Identität, die von Zugehörigkeit, Sicherheit und Schutz geprägt wird, auch wenn sie gleichzeitig und altersentsprechend die negativen Aspekte des Lebens sehen und nicht so getan wird, als gäbe es diese nicht. So lernen Kinder auch, dass sie als Erwachsene später in der Regel einen Beruf haben und wie sie mit Finanzen umgehen können usw.
Auch spirituelle oder religiöse Werte und Gepflogenheiten, die ihm eine Selbstwahrnehmung und Identität in einem noch größeren Ganzen erlauben, werden ihm vermittelt – auch dann, wenn die Familie der Ansicht ist, dass Religion oder Spiritualität für diese Familie nicht wichtig oder richtig sind. Dann lernt es das.
Die Familienmitglieder erhalten zudem altersgerecht Verantwortungsbereiche und Aufgaben. Die Kinder werden nicht überfordert, lernen aber, dass sie gewisse Aufgaben haben, deren Bewältigung ihnen zugetraut wird. Dadurch lernt das Kind Handlungsfähigkeit und Selbstvertrauen. Es lernt, in der Welt zurecht zu kommen.
Die Atmosphäse in funktionalen Familien ist grundsätzlich wohlwollend, freundlich, respektvoll, beschützend, liebend, es wird gemeinsam gelacht, geweint, gelebt, Zeit miteinander verbracht, Konflikte werden geklärt, für Probleme werden Lösungen gefunden. Kinder lernen in funktionalen Familien also auch, dass eben auch Konflikte dazu gehören und auch stärkere Emotionen, wie Wut, nichts sind, was unterdrückt werden muss oder wofür man ignoriert und ausgestoßen wird, sondern was zum Menschsein dazu gehört und womit man umgehen kann, ohne anderen zu schaden. Auf Wut bezogen lernen Kinder z.B., dass eine Wut durchaus gerechtfertigt sein kann und dazu dient, seine persönlichen Grenzen zu wahren, dass aber auch irgendwann mal Schluss sein muss und die Wut nicht völlig unkontrolliert ausbrechen darf, da man sonst jmd. anderen ggf. schaden könnte. Auch lernt das Kind in der Regel selbst dann, wenn es zu Hause wütend sein darf, dass Wut gesamtgesellschaftlich eher versucht wird zu unterdrücken, wenn es z.B. ein empörtes Feedback zu einer Wutreaktion von irgendjemand Außenstehendem erhält. Vielleicht schämt es sich dann auch mal und hält sich nächstes Mal eher zurück. Aggressionen können übrigens auch Ausdruck von einem starken Hilflosigkeitsempfinden sein, das aber in der Regel bei einer wohlwollenden, lösungsorientierten Grundstimmung gar nicht so intensiv aufkommt.
Das Kind bekommt also Orientierung, eine Identität, es lernt die eigenen Grenzen adäquat zu setzen und die Grenzen anderer zu respektieren, es bekommt ein Gefühl für das richtige Verhältnis von Nähe und Distanz usw. Es lernt, Mensch / menschlich zu sein, wie auch immer das letztlich individuell aussehen mag.
Dysfunktionale Familien
Dysfunktionale Familiensysteme hingegen sind daran zu erkennen, dass sie viele der oben beschriebenen Funktionen zum familieninternen Schutz jedes Einzelnen und der gesellschaftlichen Verantwortung genüber ihren Schutzbefohlenen (vor allem den Kindern gegenüber) nicht oder nur sehr unzureichend erfüllen. Häufig tragen dysfunktionale Familien Traumata, d.h. vielleicht gibt es im Leben der Mutter, des Vaters oder der näheren Ahnen sehr starke Gewalt- und Missbrauchserfahrungen. Vielleicht gibt es psychische oder körperliche Erkrankungen, die es einem Elternteil schwer bis unmöglich machen, adäquat auf die Kinder aufzupassen. Vielleicht gibt es Süchte oder vielleicht sogar Suizide, Gefängnisaufenthalte oder auch transgenerationale Traumata – hier vor allem z.B. durch Krieg und Flucht.
An dieser Stelle möchte ich direkt einwerfen, dass nicht alle potenziell traumatischen Erfahrung letztlich auch in Traumafolgen enden müssen und das Thema extrem Komplex ist. Dennoch versuche ich hier, dieses Thema aufs Wesentliche herunterzubrechen, um es so nachvollziehbar wie möglich zu machen. Zudem ist es nie zu spät, an seiner Verbindung zu anderen Menschen und ggf. Traumatisierungen wirkungsvoll zu arbeiten. Bitte gehe Schritt für Schritt, überfordere dich nicht und lerne, wohlwollend mit dir umzugehen, wenn das auf dich zutreffen sollte. Bitte hole dir auch Unterstützung an die Seite, wenn du merkst, dass das nötig ist.
In dysfunktionalen Familien lassen sich die Verantwortlichen – also in der Regel die Eltern – häufig nicht von außen unterstützen. Oftmals sind die Schwierigkeiten sehr schambehaftet und die Familienmitglieder sind nicht in der Lage, mit diesen Schwierigkeiten adäquat umzugehen, Konflikte zu lösen und zwischenmenschliche Spannungen auszuhalten. Da der Druck aber oft sehr groß wird, wenn die Familie irgendeine Form von Trauma trägt, entstehen typischerweise Gruppendynamiken, die die Familienmitglieder in gewisse Rollen einteilen, wodurch sich die Familie und auch einzelne Mitglieder (psychisch) stabilisieren, während andere destabilisiert werden. So gibt es häufig die sogenannten Gold- und die Sündenbockkinder, manchmal auch das unsichtbare Kind bzw. den vielleicht sogar „ungewollten Nachzügler“, also das sog. ungewollte Kind, den „Clown“ oder auch das Elternersatz-Kind (Stichwort: Parentifizierung).
Die Sündenbockkinder haben eine sehr wichtige Aufgabe, die den meisten Menschen so unvorstellbar erscheint, dass sie es nicht sehen oder wahrhaben möchten. Sie werden zur Stabilisierung der Familie herangezogen, indem sie die Schuld für alle und alles tragen müssen. Sie sind diejenigen, die die Verantwortung für alles aufgebürdet bekommen, was die Erwachsenen bzw. die restlichen Familienmitglieder nicht tragen können oder möchten – und entwickeln nicht selten heftigste Symtome. Systemisch ist dieses Sündenbockkind der „Symptomträger“ eines kranken Familiensystems, das als Ganzes nach Hilfe schreit.
Häufig gehen solche Rollen mit einer Umkehr der Generationenhierarchie einher. Das bedeutet, dass psychisch schwache Eltern oder Bezugspersonen, die die Verantwortung für die Kinder ja tragen, ob sie wollen oder nicht, familienintern die Verantwortung über bestimmte – ich nenne es mal „Taktiken“ – an ihre Kinder abwälzen. Das kann über Triangulierung passieren (Wir gegen dich, alle außer dem Sündenbock werden stark bevorzugt, er jedoch stark benachteiligt – z.B. finanziell, körperlich, emotional usw.). Auch Parentifizierung spielt eine große Rolle, also Kinder tatsächlich durch Weitergabe von Aufgaben (Delegation), die Erwachsene normalerweise tun müssen, an Kinder abzugeben, was in der Regel nicht alterskonform ist, oder sie auf die elterliche Stufe zu heben (z.B. wenn eine Mutter einen Sohn als Partnerersatz bevorzugt und das noch zusätzlich gegen die Tochter einsetzt). Kinder dienen häufig in Trennungen auch als Ratgeber oder jmd., der intime Geheimnisse anvertraut bekommt, wo sich ausgeweint wird, die Kinder mit Elternproblemen beladen werden etc. Parentifizierung ist entsprechend sehr stark auf die Bedürfniserfüllung des Erwachsenen ausgerichtet und kann Kinder sehr stark überfordern.
Wie oben bereits beschrieben, möchte ich aber auch an dieser Stelle jedem Betroffenen Mut machen, denn es gibt immer mehr Menschen, die diese Hintergründe verstehen und differenziert betrachten können. Nicht jeder ist Narzisst, nicht jeder traumatisiert bei schwerwiegenden Ereignissen etc. Und es gibt für Menschen mit Komplextraumata sehr gute Unterstützungsmöglichkeiten, wie z.B. eine gute Traumatherapie oder auch – wenn derjenige psychisch stabil genug ist – eine traumasensible Prozessbegleitung.
In rein dysfunktionalen Familiensystemen ohne narzisstische Führung können die Rollen meiner Ansicht nach eher mal wechseln und alle auch mal gleich schlecht behandelt werden, da hier das Familientrauma im Hintergrund der entscheidende Faktor ist, der zu familiären Kompensationsstrategien wie der Rollenbildung führen. Es geht hier um Hilflosigkeit, Handlungsunfähigkeit und den Hilferuf nach außen. Das Leid und die Symptome des „Sündenbockkindes“ oder „Indexpatienten“ ist ebenfalls mit der Empfindung von Leid verknüpft, weshalb es Eltern im Nachhinein häufig sehr leidtut, was passiert ist und sie sich vielleicht sogar entschuldigen usw. Das bedeutet aber nicht, dass die Kinder weniger traumatisieren, es bedeutet lediglich, dass das unfaire Verhalten eher im Alltag jeden „erwischen kann“.
Bei narzisstischer Familienführung spielen meiner Ansicht Familientraumata ebenso eine Rolle, wie die krankhaften und teilweise hochgradig unmenschlichen, teils sadistischen Eigenarten des / der Narzisst*in, die ich nachfolgend weiter erläutern möchte. Denn Narzissten sind Menschen, die Schwächere ausbeuten – auch und gerade die eigenen Kinder, wie auch immer das individuell aussehen mag. Allerdings ist hier der Unterschied, dass das nicht ein Hilferuf ist, sondern größtenteils eben sehr bewusst Leid erzeugt wird, weil es einfach möglich ist und sich Narzissten am Leid anderer häufig erfreuen und daraus ihre Zufuhr bekommen.
Dysfunktionale NARZISSTISCH angeführte Familiensysteme
Narzisstische Familiensysteme sind in der Regel eine Sonderform des dysfunktionalen Familiensystems. In narzisstisch – man muss schon sagen – diktatorisch regierten Familiensystemen ist meistens ebenfalls ein Familientrauma zu finden. Jedoch steht hier eindeutig der Narzissmus eines oder, schlimmer noch, beider Elternteile im Vordergrund der Dysfunktionalität. Während in rein Trauma-tragenden Familiensystemen Vieles automatisch und vielleicht eher versehentlich oder aus Hilflosigkeit heraus passiert, liegt bei narzisstischen Eltern, die sich irgendwo am Ende des Spektrums und damit innerhalb einer Persönlichkeitsstörung (die aufgrund ihrer empathielosen Unmenschlichkeit und Zerstörungswut einzelner Menschen zur sog. „dunklen Triade“ gehört) bewegen, häufig viel mehr Schärfe und Bösartigkeit einem einzelnen gegenüber vor. Vor allem dem Sündenbockkind gegenüber haben wir es hier teilweise mit Sadismus und psychopathischen Verhaltensweisen zu tun, die das Kind (psychisch) teilweise nahezu zerstören SOLLEN, ohne dass es verstirbt, damit es die Stabilisierungsfunktion in der Familie – vor allem die des / der Narzisst*in – aufrecht erhalten kann. Was oben noch eine größtenteils unbewusste Hilflosigkeits-Dynamik ist, wird hier aus egoistischen Gründen pervertiert.
Wir lassen an dieser Stelle körperlichen und sexuellen Missbrauch in Familiensystemen mal raus und konzentrieren uns auf den psychischen Missbrauch, was nicht bedeutet, dass die anderen beiden Missbrauchsarten nicht in Kombination mit emotional-psychischem Missbrauch gemeinsam vorkommen können. Denn das tun sie leider sehr häufig.
Wir gehen zudem beispielhaft davon aus, dass es sich um einen narzisstischen Elternteil handelt, wenngleich es, wie gesagt, auch im für die Kinder schlimmsten Fall passieren kann, dass beide Elternteile hoch narzisstisch sind. In diesem Fall sind sie bei keinem der beiden in Sicherheit, was mit einem narzisstischen Elternteil bereits schwierig ist, und sie können sich niemandem wirklich anvertrauen, zumindest nicht der Sündenbock. Hierbei ist es häufig so, dass der Vater tendenziell der eher offenere Narzisst ist, die Mutter eher zum vulnerablen Narzissmus neigt, aber es kann genauso gut auch anders herum sein, da Narzissmus und seine Arten nicht geschlechtsspezifisch sind.
Während in funktionalen Familiensystemen die Eltern ihre Verantwortung wahrnehmen, den Kindern körperlich und emotional Schutz zu bieten, tun das narzisstische Eltern nicht bzw. nicht auf gesunde Art. Viele narzisstische Eltern versorgen ihre Kinder körperlich, d.h. die Kinder haben ein (warmes) Zuhause, genug Nahrung und genügend saubere Kleidung, werden häufig NICHT oder selten geschlagen und haben auch sonst keine häufigen körperlich sichtbaren Blessuren. Häufig tragen sie sogar die besten Markenklamotten, haben genug Geld für etwas aus der Cafeteria mit, besitzen gutes Schulequipment. Das muss alles nicht sein, aber gerade dann ist der psychische Missbrauch einfach nochmal um ein Vielfaches verschleierter. Bei Narzissten läuft das Quälen meistens sehr verdeckt und für Außenstehende kaum bis gar nicht sichtbar ab. Grundlage hierfür sind die Persönlichkeitseigenschaften von Narzissten, die i.d.R. vor allem Empathielosigkeit, Anspruchsdenken, Neid, Arroganz, chronische Egozentrik, Grandiositätsgefühle und die Tendenz zu unregulierter Wut umfassen.
Alles dreht sich ausschließlich um die Bedürfnisse des Narzissten. Das bedeutet, dass es ausgesprochene oder unausgesprochene Regeln gibt, die die Kinder und teilweise auch der andere Erwachsene zu befolgen hat, damit es dem Narzissten / der Narzisstin gut geht. Regel Nummer 1 ist immer: Einer muss Schuld sein. Darauf folgt immer umgehend Regel Nummer 2: Das ist nicht der / die Narzisst*in – sondern im Zweifel der auserkorene Sündenbock.
Die Atmosphäre ist grundsätzlich komisch bis negativ, häufig sehr respektlos, kontrollierend und abwertend. Es werden häufig „Witze“ gemacht, die stets auf Kosten des Sündenbocks gehen. Die Aufgabe des immer Schuldigen hat grundsätzlich das Sündenbockkind.
Nehmen wir also an, die Mutter ist eine vulnerable, im Volksmund „verdeckte“ Narzisstin. Dann steht sie im Mittelpunkt des Familiengeschehens und alle Familienmitglieder haben auf ihre Bedürfnisse zu achten, aber sie wirkt nach außen eher schüchtern und verletzlich, neigt vielleicht zu depressiver Verstimmung. Zu Hause hinter verschlossenen Türen kann sie jedoch zur absolut empathielosen und kalten Furie mutieren, und das für alle völlig aus dem Nichts und regelmäßig ohne für die anderen Familienmitglieder ersichtlichen Grund, da sie innerlich äußerst instabil ist. Dinge, die ganz normal sind, sind für sie eine persönliche Beleidung, vielleicht sogar mit Absicht gegen sie gewandt. Einem kleinen Kind, das etwas umwirft, wird beispielsweise Absicht unterstellt, es habe das nur gemacht, um sie „zu ärgern“.
Diese Mutter veruteilt in der Regel den Vater, der häufig nur eine bestimmte Aufgabe hat. Das kann bei einem angesehenen Beruf zum Beispiel sein, dass die Mutter sich an dieses Ansehen dranhängt, um sich damit nach außen zu brüsten, oder der Mann ist dazu da, um Geld zu verdienen oder hat sonst irgendeinen Vorteil. Liebe ist hier in der Regel KEIN Thema, d.h. der Mann hat tatsächlich diese Aufgabe zu erfüllen…
Im umgekehrten Fall könnte es zum Beispiel sein, wenn der Mann der Narzisst ist, dass die Frau besonders hübsch ist und die Aufgabe erfüllt, dass der Mann sich nach außen mit ihrer Schönheit brüstet oder dass sie viel Geld mit in die Ehe gebracht hat oder sich manipulieren lässt und gut für den Haushalt und die Kinder sorgt o.ä., aber auch sie hat eine Aufgabe zu erfüllen und ist nicht nur Teil der Familie, weil der Mann sie liebt und gerne mit ihr zusammen lebt.
Zurück zur verdeckt-narzisstischen Mutter: Auch die Kinder dienen ihr stets zu einem Zweck. Die Kinder werden nicht geliebt um ihrer selbst Willen – Narzisst*innen können nicht wirklich lieben, zumindest nicht vor einer speziell auf sie ausgerichteten Therapie, da sie nicht mal Empathie empfinden können. Das bedeutet nicht, dass sie keine Gefühle haben. Das Gegenteil ist häufig der Fall – sie werden oftmals überschwemmt von Gefühlen. Aber sie haben keine tatsächliche Verbindung zu anderen Menschen, meist auch nicht zu Tieren, sondern sie versuchen immer ein Machtgefälle herzustellen, was mit Schwächeren wie z.B. Kindern natürlich sehr einfach geht, und die Unterjochten zu ihren egoistischen Zwecken einzusetzen. Die sogenannte „kalte Empathie“, die ihnen kognitiv zur Verfügung steht, nutzen sie in der Regel, um ihre Umwelt gut manipulieren zu können. Sie wissen in der Regel nämlich erstaunlich gut, was sie dafür tun müssen.
Was sie häufig mit Liebe verwechseln ist Idealisierung (im Gegensatz zur völligen Abwertung). und diese Idealisierung ist natürlich an Bedingungen geknüpft, die diese Idealvorstellung von einem Menschen rechtfertigen. Auf dieser Basis kommt es zu Schwarz-weiß-Denken, aber schlimmer noch zu der bekannten Einteilung ihrer eigenen Kinder, die die Spaltung in ihrem eigenen Inneren im Außen verkörpern.
Ihre Kinder teilt sie dementsprechend in funktionale Rollen – Goldkinder und Sündenbockkinder (teilweise bei mehr als 2 Kindern noch in weitere o.g. Rollen, wie das unsichtbare Kind, den Elternersatz, den Clown etc.) ein. Das Goldkind ist der ganze Stolz, kann nichts falsch machen und erhält für den kleinsten Pups die größte Anerkennung. Es wird häufig (nicht immer) aber sehr oft als Erwachsener ebenfalls narzisstisch, da es gelernt hat, dass es immer alles ohne jeden Grund ganz toll macht im direkten Vergleich zum Sündenbockkind (der „geborenen Niete / dem Aschenputtel“). Das heißt, das Goldkind versteht selbst meist gar nicht, warum es gelobt wird, es weiß nur, es kann nichts falsch machen, weshalb es häufig (wie gesagt nicht immer) ein überaus schwaches Selbstbewusstsein bekommt bei gleichzeitigem Grandiositätsgefühl, das es später vielleicht selbst strategisch dazu benutzt, um sich gesellschaftlich über andere zu stellen und sich aufzuwerten, denn dieses Kind kennt nichts anderes – und durch das Narrativ und dadurch, dass es auch bei ihm nie um es selbst ging, sondern nur um eine erfundene und übergestülpte Rolle, übernimmt es dies dann.
Das Sündenbockkind hingegen macht grundsätzlich alles falsch, es KANN NICHTS richtg machen, egal was und wie es etwas tut, muss die gesamte Verantwortung tragen für Dinge, die schiefgehen, dient als Projektionsfläche für den inneren Krieg mit dem Selbsthass der Narzisstin. Diese Kinder werden häufig so erzogen, dass sie später im Erwachsenendasein, wenn sie das nicht auflösen, ebenfalls für andere sehr narzisstische Menschen als Projektionsfläche dienen. Kleine Randbemerkung: Wir alle projizieren mal, aber Narzissten tun das krankhaft und beißen sich da gerne an Menschen fest, die als Kind gelernt haben, ebendiese Projektionsfläche zu sein, was zu Mobbing in unterschedlichsten Kontexten führen kann.
Das Sündenbockkind ist nicht das Familienmitglied, das zufällig mal Ärger abkriegt, da jeder mal Mist baut und jeder auch mal Konflikte hat. Das Sündenbockkind ist ein tatsächliches Mobbingopfer – häufig sogar der GESAMTEN Familie, und zwar aufgrund der narzisstischen (meist unausgesprochenen) Regeln, an die sich alle zu halten haben. Die Eltern halten die Spannungen in sich selbst und mit dem Partner / der Partnerin nicht aus und können Probleme nicht lösungsorientiert angehen. Es ist einfacher, dem Kind die Schuld zuzuweisen – dem „Problemkind“, das zum Sündenbock degradiert wird. Dadurch hat man nicht nur eine Erklärung für die schwelenden Schwierigkeiten, der Grund liegt auch praktischerweise bei niemandem sonst und man entkoppelt sich zugleich von der Verantwortung, eine Lösung finden zu müssen, denn „man kann ja nichts machen, wenn das Kind einfach so ist, wie es ist“. Verhaltensweisen werden für die Einpassung ins Narrativ angepasst und umgedeutet. Negative Verhaltensweisen werden hervorgehoben, positive Verhaltensweisen werden weggelassen, ignoriert und auch anderen gegenüber nicht erwähnt etc.
Diese Kinder traumatisieren dadurch häufig über viele Jahre sehr stark, da sie weder in der Lage sind – egal was sie tun – eine Lösung zu finden, noch haben sie eine Orientierung für ihr Handeln. Sie haben häufig dadurch nicht mal die Möglichkeit, eine stabile Identität zu bilden, denn sie sind ein verkörpertes Narrativ – eine negative Geschichte. Sehr oft erleiden sie eine sogenannte „komplexe posttraumatische Belastungsstörung (kurz: k-PTBS)“, und sie tragen in der Regel schwere Bindungs- und Entwicklungstraumata davon, wenn keine wohlwollenden Menschen im Umfeld regelmäßig verfügbar sind und entweder bereits im Kindesalter oder später als Erwachsene keine guten Therapeuten die Realität hinter dem „identifizierten Patienten“ erkennen und hier gut vermitteln können. Je mehr Risikofaktoren (ACEs = adverse childhood experiences) es im Leben eines Kindes gibt bzw. je intensiver diese sind bzw. erlebt werden, desto höher ist die Gefahr, daran Symptome zu entwickeln und krank zu werden. Je mehr Kinder auch emotionalen Schutz, Sicherheit und Geborgenheit von erwachsenen Bezugspersonen erhalten, desto gesünder, selbstbewusster und stabiler bleiben sie – selbst bei potenziell traumatischen Erfahrungen. Und desto stabiler und gesünder ist auch eine Gesellschaft.
Gibt es mehr als 2 Kinder, so ist das 3., manchmal auch 4. ein unsichtbares Kind, häufig Nachzügler, die nicht mehr wirklich geplant und gewollt waren und nur nebenher mitlaufen. Und gibt es nur 1 Kind, können die Rollen auf dieses eine Kind projiziert werden, je nachdem, was der narzisstischen Mutter gerade dienlich ist, wobei die Tendenz in Richtung Sündenbockkind gehen muss, da sie ja die beiden oben genannten Regeln irgendwie bedienen muss, vor allem bei alltäglichen Dingen, wenn sie gerade wieder „Hass kriegt“.
Schwierig wird es für die Kinder eigentlich vor allem deshalb, da sie auch innerhalb ihres eigenen kleinen Subsystems von Narzissten gegeneinander aufgehetzt werden und ein Keil zwischen sie getrieben wird. Ansonsten hätten sie wenigsten sich und dann könnte es sie sogar verbinden und sie hätten einen gewissen Halt untereinander. Aber so lernen diese Kinder eigentlich nie, wie man Konflikte löst, sie lernen nur, dass irgendeiner von ihnen immer Recht hat und ein anderer immer Schuld ist und man das hinzunehmen hat.
Der sogenannte Sündenbock ist für mich persönlich die Rolle, die mir am meisten am Herzen liegt und für die ich am meisten möchte, dass die Gesellschaft diese endlich erkennen lernt, um das Leid dieser Kinder endlich einzudämmen, wobei das nicht die Gesamtproblematik löst, denn dazu müssten die Muster insgesamt in den Familien aufgelöst werden. Und zu verstehen, was der Sündenbock durchmacht und welche unfassbar krassen Schädigungen ihm bzw. ihr durch diesen Sündenbockmissbrauch angetan werden, ist nur ein erster Schritt. Das bedeutet deshalb auch keinesfalls, dass ich denke, dass andere Rollen, wie z.B. das unsichtbare Kind, nicht leiden. Genau das Gegenteil ist der Fall und auch für diese Kinder wünsche ich mir mehr Aufklärung. Das Sündenbockkind steht mir einfach durch meine persönlichen Erfahrungen am nächsten. Häufig sind sie die sogenannten „identifizierten Patienten“ oder auch „Indexpatienten“ genannt. Der Begriff kommt aus der systemischen Therapie und beschreibt das Phänomen, dass es in dysfunktionalen Familien oft ein Kind gibt, das als (psychisch) krank oder „äußerst schwieriges“ Kind in Erscheinung tritt – bzw. vielmehr dargestellt wird von (oft hoch toxischen) Eltern. Gemeint sind hier nicht Erkrankungen, die tatsächlich jedes Kind theoretisch haben könnte, wie beispielsweise einen Gendefekt. Aber wenn z.B. ein solcher Gendefekt vorliegen würde, wäre auch das ein gefundenes Fressen für hoch-narzisstische Eltern, um sich von außen ihre sog. Zufuhr zu holen, anstatt das Kind doppelt – z.B. vor Beschämung – zu schützen.
Vielmehr sind hier aber Kinder gemeint, die ständig aufgrund von Verhaltensweisen oder auch tatsächlichen Erkrankungen / Einschränkungen zu spüren bekommen, dass sie ungewollt sind, vielleicht sogar schuld daran seien, dass es den erwachsenen Bezugspersonen / Eltern in irgendeiner Form schlecht geht oder sie nie das erreichen konnten, was sie in ihrem Leben machen wollten, weil das Kind da ist oder so und so ist. Es ist ein großer Unterschied, ob ein Kind krank ist und als solches die nötige Zuwendung erhält und auch im Umfeld und nach außen als angenommen und zugehörig dargestellt wird, bzw. so mit ihm umgegangen wird. ODER ob ein Kind gesund oder krank ist, und zum Zwecke der narzisstischen Zufuhr eines oder beider narzisstischer Elternteile oder anderer Bezugspersonen als schwierig, krank und deshalb als störend, anstrengend, peinlich und ungewollt dargestellt wird. Solche Eltern erhalten von außen dann Mitleid, was sie auch genauso erreichen möchten. Sie stellen sich im Grunde als Opfer des Kindes dar, um von außen Anerkennung zu ergeiern – auf dem Rücken der psychischen Gesundheit des Kindes. Und nicht selten nutzen narzisstische Eltern auch genau diese Außenwirkung, um vorzubereiten, dass ihr (psychischer) Missbrauch am Kind nicht auffällt und dem Kind – sollte ihm etwas „herausrutschen“ – nicht geglaubt wird. Und es ist äußerst erstaunlich wie schockierend, wie schnell andere Erwachsene auch bereit sind, diesen „leidenden“ Eltern ihre Zufuhr zu geben!
Auch bei mehreren Kindern können die Rollen theoretisch wechseln. Sieht zum Beispiel das Goldkind das Leid des Sündenbockes und macht den Mund auf, um es zu schützen, kann es selbst schnell zum Sündenbock und zur Zielscheibe der Abwertung, Isolation, Verleumdung etc. werden. Die Übermacht der Mutter ist so bedrohlich und enorm, dass das Goldkind es sich in der Regel nicht traut, dagegen anzugehen. Im Gegenteil tut es alles, was nötig ist, um von der Mutter weiter anerkannt zu werden. Es wird häufig zum Flying Monkey, spioniert das andere Kind oder gar den anderen Elternteil aus, infiltriert, und führt den mütterlichen Missbrauch im Kinderzimmer weiter, schikaniert und bedroht das andere Kind, macht es schlecht vor anderen, bestätigt die Mutter, wenn sie den Sündenbock piesackt, quält und mobbt etc. Es erlebt dadurch allerdings eine andere Kindheitsrealität als das gemobbte Sündenbockkind. Häufig zieht es deshalb die von der Mutter an das Goldkind völlig wahllos vergebene Vorteile deshalb vor und könnte auch als Erwachsener noch behaupten, dass es „nicht wisse, warum das Sündenbockkind solche Schwierigkeiten mit ihr habe, denn derjenige verstehe sich doch gut mit ihr“. Solche Goldkinder müssten sich ansonsten als Erwachsene auch eingestehen, dass sie selbst Mittäter waren, was natürlich wieder weitere Schwierigkeiten mit sich bringt, denn die Narrative und damit die eigene Identätit würde ins Wanken geraten und auf der anderen Seite müsste sich damit auseinandergesetzt werden, dass hier ein Schuldthema eröffnet wird, wo ebenfalls nur ein Kind überleben wollte und musste und wir es hier mit einer schwerwiegenden Erkrankung eines oder beider Elternteile zu tun haben. Die Verantwortung liegt nicht (zumindest nicht bis zum Erwachsenenalter) bei einem der Kinder, sondern bei denjenigen, die die Verantwortung nunmal tragen – den Erwachsenen, also den Eltern. Und wenn die nicht in der Lage dazu sind, müssen Hilfsangebote greifen, um die Kinder zu schützen.
Ich sehe es übrigens nicht ganz so, wie es einige Berater ausdrücken, dass die Rollen immer wieder wechseln können. Es ist schon richtig, dass es bei beiden Rollen nicht um das Kind an sich geht. Die Rollen sind geformt aus Projektionen der narzisstischen Eltern / in meinem Beispiel der Mutter, ihrem Schwarz-weiß-Denken und die dadurch hervorgerufene Einteilung der Kinder in Gut und Böse, sowie dem Narrativ, das die Mutter um ihre Kinder für die Außenwelt spinnt. Und genau dort liegt meiner Ansicht nach der große Knackpunkt: Sie kann nicht heute das eine Kind vor dem Rest der Familie und den Nachbarn usw. bloßstellen und morgen das andere. Verleumdungen im Außen braucht sie aber zu Manipulationszwecken. Trauma tragende Familien (s.o.) manipulieren nicht auf diese Weise, wie Narzissten es tun. Sie stabilisieren sich ebenfalls durch Schuldzuweisungen, teilweise auch durch körperliche Gewalttaten an dem anderen Erwachsenen oder den Kindern. Aber ich denke, da es dabei jeden treffen kann, ist der Zusammenhalt der Kinder (bei mehreren) sogar häufig durch ähnliche Schicksale größer, als das bei Geschwistern in narzisstisch angeführten Familien ist. Denn Narzissten trennen ihre Kinder extrem stark durch Bevorzugungen der Goldkinder, Vernachlässigung des Sündenbocks und durch extreme Triangulierungen. Deshalb denke ich, dass Kinder, die in Trauma tragenden Familien als Sündenböcke groß werden, anders aufwachsen, als Sündenböcke in narzisstisch angeführten Familien, weil der Zweck in rein Trauma-tragenden Familien die reine (meist oder zumindest vermehrt UNBEWUSSTE!) Stabilisierung ist und nicht die Stabilisierung und gleichzeitige Zerstörungswut & Zufuhr wie bei Narzisst*innen. Und deshalb können dort die Rollen auch eher switchen. In rein dysfunktionalen Familien steht eher die Hilflosigkeit und im Grunde auch der Hilferuf nach außen im Vordergrund, in narzisstischen Familien steht der Narzisst und sein taktischer Egoismus im Vordergrund, was nicht heißen soll, dass es den Kindern in rein dysfunktionalen Familien besser geht. Das möchte ich noch einmal betonen. Das Gegenteil kann der Fall sein. Ich möchte nur auf Unterschiede hinweisen.
Es wird, wie bereits geschrieben, ganz bewusst in narzisstisch geprägten Familiensystemen Rivalität unter den Geschwistern geschürt. Der (psychische) Missbrauch wird dadurch im Subsystem der Kinder weitergeführt und vom narzisstischen Elternteil die Gewalt des Goldkindes gegen das Sündenbockkind gutgeheißen und teilweise befürwortet, bestärkt oder ignoriert. Wehrt sich der Sündenbock hingegen gegen das Goldkind, wird oft sehr hart eingegriffen, und das Sündenbockkind bestraft und sogar als gewalttätig hingestellt. Es handelt sich hier um ganz bewusst durch Triangulierung und Bevorzugungen bzw. Benachteiligung geschürte Rivalität und NICHT um normale Konflikte zwischen Geschwistern.
Die Narzisstin lebt nach dem Grundsatz, wenn der Sündenbock sich wehrt: „Du stehst ganz alleine da mit deiner Meinung und wir sind uns alle einig, dass du lügst, betrügst, ein schlechter Mensch bist, oder was auch immer.“ Alle gegen einen ist hier die Devise. Würden die Rollen der Kinder also immer wieder schnell wechseln, würde das die Kinder nicht auseinandertreiben, sondern zusammenschweißen, da das Goldkind nicht stets auf den elterlichen Thron gehoben wird. Beide Kinder säßen im selben Boot und die Absicht der narzisstischen Eltern ist immer, einen größtmöglichen Keil zwischen die Kinder zu treiben, da sie das Goldkind ja auch zu Manipulationszwecken braucht. Es ist ihr verlängerter Missbrauchsarm in Richtung Sündenbock. Der schnelle Wechsel wäre aus diesem Grund nicht für sie zielführend und auch nach außen eher unglaubwürdig. Ich habe auch schon davon gehört, dass narzisstische Mütter mit dem Goldkind am Tisch in der dritten Person über das mit am Tisch sitzende Sündenbockkind hergezogen sind, was dem Goldkind im Übrigen auch innerpsychische Konflikte beschert und es aber gezwungen ist mitzumachen oder seine eigene sadistische Seite kennenlernt und sich an dieser Macht erfreut…
Narzissten arbeiten strategisch. Und strategisch „besser“ ist es für die Mutter, wenn die Familie den perfekten Schein nach außen wahren kann, alle sehen können, dass sie die tollste Mutter ist – nur die Probleme, die dieses eine Kind macht, das störe den Familienfrieden. Über diese Bürde des schlechten Kindes bekommt die Mutter dann sogar noch mehr Zufuhr und Anerkennung im Außen, wenn sie über den Sündenbock herzieht, denn sie kümmere sich schließlich trotzdem „aufopfernd“ um dieses Kind, meine es schließlich gut, kümmere sich rührend usw. …. und schafft es, die Reputation des Kindes zu zerstören und sich gleichzeitig in die Höhe zu heben.
Wir sind hier übrigens gar nicht so weit weg von einer anderen psychischen Störung, die tatsächlich überwiegend bei Frauen vorkommt und mit Kindesmissbrauch zu tun hat: dem sogenannten Münchhausen-by-proxy-Syndrom. Dazu mache ich vielleicht mal einen gesonderten Beitrag. Nur so viel: Auch bei diesem Syndrom geht es darum, das Kind absichtlich krank zu machen (häufig durch Substanzen) und dadurch Anerkennung im Außen zu bekommen, da man „so viel Arbeit hat und sich trotzdem so aufopfernd kümmert“ usw.
Und ich möchte auch noch einmal darauf hinweisen, dass es auch noch weitere Gewaltformen gibt, wie den körperlichen und den sexuellen Missbrauch – beides nicht so selten, wie wir das manchmal vielleicht denken. Ich habe auch schon von Familien gehört, in der alle vom sexuellen Missbrauch eines Kindes wussten und niemand etwas gemacht, gesagt oder auch nur ansatzweise dem Kind geholfen hat. Diese Familiendynamiken versuchen ebenfalls, die Familie trotz dem Übel zusammenzuhalten und den Täter zu schützen. Und das eine Kind wird dann „geopfert“ und alle behaupten dann, wenn es durchdreht, dass das Kind „verrückt“ und „krank“ ist etc.
Es gibt für alles Hilfsangebote. Das Wichtigste ist, dass nicht ständig weggesehen wird. Auch wenn das Thema in sich vieles beinhaltet, was sehr schwierig ist, man niemandem unbegründet Schuld für etwas geben möchte usw. – wir müssen auch einen gerechten Blick auf die Opfer behalten. Und wie gesagt finde ich es wesentlich und unabdingbar, mehr Aufklärung zu betreiben und mehr Hilfsangebote zur Verfügung zu stellen.
Fazit:
Meine persönliche Meinung zum Unterschied zwischen dysfunktionalen und sehr stark narzisstisch geprägten, dysfunktionalen Familiensystemen ist, dass erstere versuchen, sich über einen Sündenbock zu stabilisieren aus Verzweiflung, Handlungsunfähigkeit und dem Versuch, einen Teil der Familie vor schlimmeren psychischen Symptomen zu „retten“ (und dabei den Sündenbock zu opfern), während die stark narzisstische Variante alles auf die Bedürfnisse des Narzissten ausrichtet und den Missbrauch betreibt, weil ein gewisser Sadismus und eine gewisse Gewaltbereitschaft herrscht und es einfach möglich ist, das mit dem Sündenbock zu tun – getrieben aus einem egoistischen Macht- und Grandiositätsgefühl des Narzissten / der Narzisstin heraus.
Zudem darf niemandem einfach die Schuld gegeben werden an Erkrankungen von Menschen aus der Familie durch andere Mitglieder. Das kann vollkommen unbegründet sein und unschuldige, wohlwollende, liebende Eltern schnell sehr diffamieren und für diese wiederum sehr schwerwiegende Folgen haben und sehr viel unbegründete Schuld erzeugen. Aber wir dürfen zeitgleich nicht vergessen, dass Täter genau mit dieser Unsicherheit arbeiten. Mir geht es hier konkret um den aktiven psychischen Missbrauch, der zum größten Teil sehr wohl sehr bewusst stattfindet und ganz bewusst einen Sündenbock diffamiert und dieses Kind dadurch schnell auch sehr krank macht. Kennzeichnend hierfür ist die Absicht und die Nicht-Einsicht der tatsächlichen Schuld daran und der Verantwortung, die eben grundsätzlich nicht übernommen wird, wo nicht einfach etwas aus Hilflosigkeit passiert und es demjenigen hinterher tatsächlich leidtut. Ein sehr entscheidender Unterschied…
Mein Maß der Dinge ist vor allem die Menschlichkeit, Empathie, das Wahren von Grenzen und der Erhalt von Würde. Wo diese Würde absichtlich angegriffen wird und trotz der klaren Grenzziehung weitergemacht wird mit Dingen, die wehtun und schaden, ist der Bereich der Menschlichkeit in Unmenschlichkeit verkehrt. Und Erwachsene, die sehen, wenn Missbrauch passiert und behaupten, sie wüssten von nichts, drücken sich vor Verantwortung und nehmen Schädigungen bei den Opfern hin – abgesehen davon, dass sie sich strafbar machen.
Solltest du Betroffene*r sein, dann hole dir bitte unbedingt professionelle Unterstützung an die Seite, beispielsweise eine (Trauma-) Therapie. Das Verständnis wächst in den letzten Jahren endlich sehr und es ist immer besser möglich, tatsächlich hilfreiche, wohlwollende und funktionierende Unterstützung zu erhalten.
Pass auf dich auf. Du bist es wert.
Literatur:
- Digiovinazzo, Elena: Narzissmus in der Familie. Untersuchung eines Verbrechens, West-Ost-Development. Publishing series “initiative”, 2021.
- Forward, Susan: Vergiftete Kindheit. Elterliche Macht und ihre Folgen, Goldmann, 1990.
- Forward, Susan, Donna Frazier Glynn: Wenn Mütter nicht lieben. Töchter erkennen und überwinden die lebenslangen Folgen, Goldmann, 2013.
- Hirigoyen, Marie-France: Die Masken der Niedertracht. Seelische Gewalt im Alltag und wie man sich dagegen wehren kann, dtv, 2002.
- Lasatone, Lea: Seelengift. Narzisstische Mütter und ihre Töchter. Folgen einer toxischen Erziehung überwinden für ein selbstbestimmtes Leben, 2020.
- Mandeville, Rebecca: Rejected, shamed & blamed. Help & hope for Adults in the Family Scapegoat Role, 2020.
- Perrez, Meinrad, Urs Baumann: Lehrbuch Klinische Psychologie. Psychotherapie: Klassifikation, Diagnostik, Ätiologie, Intervention, Huber, 2011.
- Schirl, Christina Sophie: Diplomarbeit zum THema „Gewalterfahrungen in der Familie und mögliche psychische Folgeerkrankungen“, Graz 2017, https://online.medunigraz.at/mug_online/wbabs.getDocument?pThesisNr=53789&pAutorNr=79713&pOrgNR=1 [zuletzt abgerufen am 20.08.2024]
- Täuschel, Peter: Das Schwarze Schaf. Benachteiligung und Ausgrenzung in der Familie, Klett-Cotta, 2014.
- Wessel, Johanna: Kinder als Symptomträger: Eine Analyse dysfunktionaler Familien aus systemischer Perspektive, Bachelor-Thesis, 2019, https://reposit.haw-hamburg.de/bitstream/20.500.12738/8793/1/2019Wessel_Johanna_BA.pdf [abgerufen am 01.05.2023]
Quellen zur oben erwähnten ACE-Study:
- Originalstudie aus dem Jahre 1998: Felitti, V. J., Anda, R. F., Nordernberg, D., Willimason, D. F., Spitz, A. M., Edwards, V., Koss, M. P., & Marks, J. S., 1998, Relationship of childhood abuse to many of the leading causes of death in adults. The adverse childhood experiences (ACE) study, American Journal of Preventative Medicine, 14, pp. 245 – 258, https://doi.org/10.1016/S0749-3797(98)00017-8 [zuletzt abgerufen am 21.04.2024].
- Schäfer I., C. Spitzer, K. Wingenfeld: Deutsche Version des „Adverse Childhood Experiences Questionnaire (ACE)“, 2009, Universität Hamburg, https://zep-hh.de/diagnostische-instrumente/ [zuletzt abgerufen am 21.04.2024]
- Adverse Childhood Experiences (ACEs), Offizielle Seite des Centers for Desease Control and Prevention: https://www.cdc.gov/violenceprevention/aces/index.html [abgerufen am 19.12.2022].
- Folgestudie aus dem Jahre 2009: Brown, D. W., Anda, R. F., et al.: Adverse Childhood Experiences and the Risk of Premature Mortality (2009), Am J Prev Med, 37(5), pp. 389 – 396, https://doi.org/10.1016/j.amepre.2009.06.021 [zuletzt abgerufen am 21.04.2024].
- Folgestudie aus den Jahren 2015 – 2017: Melissa T. Merrick et al.:Vital Signs: Estimated Proportion of Adult Health Problems Attributable to Adverse Childhood Experiences and Implications for Prevention — 25 States, 2015–2017, Nov. 8, 2019 / 68(44);999-1005, https://www.cdc.gov/mmwr/volumes/68/wr/mm6844e1.htm?s_cid=mm6844e1_w [zuletzt abgerufen 21.04.2024].
Bildquelle: sad child by halfpoint | Canva Pro